Tessin

Das Tessin ist eine Region der Gegensätze. In den nördlichen Tälern herrscht alpines Klima während in Lugano und Locarno der mediterrane Einfluss dominiert. Gerne wird das Tessin, mit einer Sonnenscheindauer 2’200 Stunden, als «Sonnenstube der Schweiz» bezeichnet. Mit 1’800 Millilitern fallen aber auch die meisten Niederschläge und nicht selten drohen Hagelschläge die Ernte zu vernichten. Immer wieder profitiert die Südschweiz von trockenen und heissen Perioden sowie von milden Wintern.

Im Sopraceneri, in Giornico, Biasca und Bellinzona, werden die Reben teilweise noch an traditionellen Pergolen erzogen. Im Sottoceneri hingegen findet man fast ausschliesslich moderne Drahtrahmensysteme. Damit sind auch die beiden Weinbauregionen angesprochen, die sich durch ihre Bodenbeschaffenheit und das Mikroklima unterscheiden. Nördlich des Monte Ceneri zählen die Leventina, das Bleniotal, Bellinzona, Locarno und das Valle Maggia mit leichten, wenig kalkhaltigen, alpinen Granit- und Gneisböden zum Sopraceneri. Das Sottoceneri umfasst die Bezirke Lugano, Malcantone und Mendrisio mit schweren, fruchtbaren Böden aus einem Gemisch aus Gesteinen vulkanischen Ursprungs und Gletschermoränen.

Beide Weinbaugebiete verbindet die 1906 als Leitsorte eingeführte Merlot-Rebe. Sie beansprucht gut 82 Prozent der heute rund 1076 Hektar Rebfläche. Weitere zehn Prozent sind mit Bondola, der alten einheimischen Sorte, Cabernet Sauvignon und Franc oder Pinot Noir bestockt. Weisse Sorten wie Sauvignon Blanc, Chardonnay, Chasselas oder Viognier machen nur acht Prozent der Tessiner Rebfläche aus. Dass trotzdem etwas mehr als ein Fünftel der Produktion auf Weisswein entfallen, liegt an der grossen Beliebtheit des «Merlot Bianco».

Der Entscheid zu Gunsten der Rebsorte Merlot erwies sich als absolut richtig. Denn die Sorte hat im Tessin nicht nur eine zweite Heimat gefunden, sie zeigt sich als absolutes Multitalent. So werden aus Merlot Weissweine, Schaumweine, Rosé und unterschiedlichste Rotweine gekeltert. Beispiele dafür sind fruchtige, jung und kühl zu trinkende Weine wie auch ausdrucksstarke, gut strukturierte Crus, die im Barrique reifen.

Eine Besonderheit im Tessin sind die «Amerikaner-Reben». Meist Kreuzungen von europäischen und amerikanischen Sorten aus der Zeit der Reblausinvasion. Wegen ihres «Chatzeseicherli» genannten Fox-Geschmacks eignen sie sich wenig für die Produktion von Wein. Dafür ist «Uva americana» eine hervorragende Basis zum Brennen von Grappa.

Die moderne Geschichte des Weinbaus im Kanton Tessin beginnt im Jahr 1905. Dann nämlich werden in Mendrisio versuchshalber die ersten 12’000 Stöcke Merlot gepflanzt. Gleichzeitig wurde auch mit den Rebsorten Freisa und Bondola experimentiert. Die Beobachtungen durch Ingenieur Giuseppe Paleari zwischen 1921 unde 1932 hatten folgende Resultate ergeben: – Merlottrauben ereichten im Durchschnitt 11,9 %Vol. Alkohol bei 6,9 Gramm Säure pro Liter – die Freisa erreichte im Durchschnitt 10,4 %Vol. Alkohol bei sehr hohen 9,6 Gramm Säure pro Liter – die einheimische Bondola erreichte Werte von 9,6 %Vol. Alkohol bei 7,4 Gramm Säure pro Liter

Das ausgewogene Verhältnis zwischen Alkohol und Säure, die geschmacklichen Charaktereigenschaften sowie die Eignung für alle Regionen im Kanton Tessin, liessen den Entscheid zugunsten der Merlotrebe ausfallen. Sie wurde per Dekret die neue «offizielle» Rebsorte im Tessin.

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